Für seine Rede am FPÖ-Parteitag kassiert Herbert Kickl nun Kritik von der katholischen Kirche: Er hatte ein Apostel-Zitat für Politik instrumentalisiert. Das lehnen Bischöfe und Laien der katholischen Kirche ab.
Kirche lehnt Vermischung ab
Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, hat sich daher zu Wochenbeginn kritisch zur Rede von FPÖ-Obmann Herbert Kickl beim Bundesparteitag in Salzburg am Samstag geäußert. Der Salzburger Erzbischof warnte davor, dass „Religion parteipolitisch vereinnahmt und instrumentalisiert wird“.
Kickl zitiert Apostel Paulus
Anlass für die Kritik war ein – von Kickl pathetisch vorgetragenes – Zitat des Apostels Paulus in einem Brief an die christliche Gemeinde in Korinth: Grundlage für ein erfülltes Leben sind Glaube, Hoffnung und Liebe.
Genau das, so das Kickl-Pathos, passt angeblich zum Problem des Landes, daher wolle die FPÖ – eine Partei – dem Land Glaube, Hoffnung und Liebe zurückgeben.
Glaube, Hoffnung und Liebe gelten als göttliche und christliche Tugenden. Sie werden von Christen als Einstellung verlangt.
Bischöfe und Laien gegen Instrumentalisierung ihrer Religion
Gegen diese Instrumentalisierung der christlichen Religion durch den Obman der FPÖ haben sich die Bischöfe und die Laien der katholischen Kirche ausgesprochen.
Umkehrung droht
So erklärte Salzburgs Erzbischof Franz Lackner als Vorsitzender der Bischofskonferenz gegenüber Kathpress:
„Glaube, Hoffnung und Liebe sind Grundtugenden für alle Christgläubigen, und auch darüber hinaus mögen sie als Orientierungspunkte für das Miteinander gelten. Wenn aber versucht wird, diese Tugenden in das Korsett der Parteipolitik zu zwängen, so droht aus Glaube Zweifel, aus Hoffnung Angst und aus Liebe Hass zu werden.“
Unruhe wegen Vereinnahmung der Religion
„Seit 1952 bekennen wir uns als Bischöfe, Diözesen und Gemeinden zu einer ‚freien Kirche in einem freien Staat'“, erinnerte Lackner: „Wir erachten es als hohes Gut, unseren Glauben frei leben und artikulieren zu können und dabei mit dem Staat in gutem, ehrlichem und offenem Austausch im Sinne des Gemeinwohls zu stehen. So muss es uns umso mehr beunruhigen, dass in jüngerer Zeit – in der Welt, gerade aber auch in Österreich – die Religion erneut parteipolitisch vereinnahmt und instrumentalisiert wird.“
Klare Worte zu Politik und Religion
Zugleich äußerte sich Lackner grundsätzlich zur Beziehung von Politik und Religion: „Bedenken wir stets: Gott zu lieben und unsere Nächsten wie uns selbst, das ist das zentrale Gebot Jesu. Aus diesem Glauben heraus können wir wohl Politik machen, wir dürfen ihn aber nicht im Namen der je eigenen Partei verzwecken.“
Gegen politische Verzweckung biblischer Worte
Kritik an der jüngsten Rede von FPÖ-Chef Herbert Kickl kommt auch von der Katholischen Aktion, der Laienorganisation der katholischen Kirche. Die Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, Elisabeth Mayer, und der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Ferdinand Kaineder, erklärten gemeinsam: „Volkskanzler und Völkerapostel sind nicht unter einen Hut zu bringen.“
Die Botschaft des Apostels Paulus von Glaube, Liebe und Hoffnung wollte allen Menschen das Evangelium nahebringen. Eine politische Verzweckung mit dem Motiv der Ausgrenzung und Spaltung verdreht diese Botschaft aber bis zur Unkenntlichkeit.
Das Schüren von Ängsten gehört ebenso wenig zur frohen Botschaft des Evangeliums wie das Überhöhen der eigenen Position und Ideologie über andere, schreiben Mayer und Kaineder für die Katholische Aktion.
„Der Erfolg des Apostels Paulus ist nicht im Bau einer Festung begründet, sondern darin, dass er als Apostel der Völker hinausging und den Menschen Christus verkündete. Entweder man nehme sich den Apostel der Völker ehrlich als Vorbild oder man strebe die Rolle des Volkskanzlers an. Beide Ansprüche ließen sich nicht vereinbaren, so die Katholische Aktion“, stellen Mayer und Kaineder fest.
Nächste Schritte?
Wie es weiter geht? Herbert Kickl hat auf Facebook erklärt, er lade Lackner zu einem Gespräch ein, um „die Positionen auszutauschen“.


